Wenn dein Hund übernimmt: Warum du Führung neu denken darfst

Was eine Begegnung auf der Abendrunde über Führung, Energie und Selbstverantwortung verrät. Es war ein ganz normaler Abend. Ein Spaziergang, wie ich ihn mit meiner Hündin oft mache – einfach raus, durchatmen, den Tag loslassen. Die Leine locker, der Schritt ruhig, die Stimmung entspannt. Doch diese Ruhe sollte nicht lange halten – denn wenige Minuten später wurde ich Zeugin eines Moments, wie wir ihn aus vielen Coaching-Gesprächen kenne: Ein Hund übernimmt die Führung, weil die herannahende Hundehalterin es in diesem Moment nicht kann.

Und mir wurde wieder klar, wie oft genau das auch bei unseren Klientinnen geschieht: „Mein Hund übernimmt Führung“- nicht, weil er dominant ist, sondern weil er ehrlich spiegelt, was im Inneren nicht gehalten wird.

Die herannahende Frau bleibt stehen. Ihre Augen sind groß, die Stimme unsicher, fast flehend:
„Wer kommt da? Ist der Hund verträglich? Können wir passieren?“
Noch bevor ihr Hund reagiert, ist etwas spürbar: Angst. Ihre Körpersprache, ihr Blick, ihre Energie – alles sendet ein klares Signal: „Ich habe die Situation nicht im Griff.“
Ihr Hund hat diese Einladung verstanden. Er zögert keine Sekunde. Reißt sich los. Stürzt nach vorne. Nicht spielerisch, nicht neugierig – sondern mit voller Entschlossenheit, zu beißen. Er hat schlichtweg die Führung übernommen.

Ich konnte ihn abwehren. Zum Glück ist nichts passiert.

Aber was dann kam, war für mich der eigentliche Knackpunkt.
„Das ist normal. Er ist noch jung.“

Dieser Satz ist mir nachgegangen. Nicht, weil ich ihn verurteilen will. Sondern weil er so typisch ist. So menschlich. Und weil er viel tiefer blicken lässt, als es auf den ersten Blick scheint.

Zwischen Wahrheit und Geschichte

Hunde sind ehrlich. Brutal ehrlich, könnte man fast sagen. Sie erzählen keine Geschichten, sie beschönigen nichts, sie erklären nicht.

Sie zeigen. Punkt.

Das macht sie so besonders – aber für uns Menschen auch manchmal schwer auszuhalten. Denn ihr Verhalten konfrontiert uns mit etwas, das wir oft lieber nicht sehen wollen: uns selbst.

Die Frau auf der Abendrunde hat gespürt, dass sie die Situation nicht halten konnte, dass ihr Hund die Führung übernommen hat. Sie hat gespürt, dass sie unsicher war. Aber statt dieser Wahrheit zu begegnen, hat sie sich eine Geschichte erzählt:
„Das ist normal.“
„Er ist halt jung.“
„Das macht er nur manchmal.“

Und der Hund? Der hat nichts davon geglaubt.

Er hat nicht die Geschichte gehört. Er hat die Energie gespürt. Die Unsicherheit. Die Überforderung. Den fehlenden Halt.
Und er hat übernommen. Nicht aus „Ungehorsam“. Nicht, weil er dominant ist. Sondern, weil jemand die Verantwortung tragen musste.

Hunde übernehmen Führung, wenn wir sie nicht halten können

Das ist eine zentrale Erkenntnis aus meiner Arbeit mit feinfühligen Hundehalterinnen: Hunde übernehmen. Immer.

Wenn wir keine innere Führung haben, übernehmen sie die äußere.
Wenn wir emotional instabil sind, übernehmen sie die Regulation.
Wenn wir uns selbst nicht vertrauen, übernehmen sie – und entscheiden selbst, was „sicher“ ist und was nicht.

Dabei meinen sie es nicht böse. Im Gegenteil: Hunde sind loyal. Sie sind ehrlich. Sie folgen dem, was ist.

Und wenn wir in einem inneren Vakuum sind – dann wird es eben gefüllt. Nicht selten mit Verhalten, das wir als „Problem“ wahrnehmen.

Aber es ist kein Problem. Es ist ein Spiegel.

Was Hundehalterinnen daraus lernen können

Die Frau mit dem angreifenden Hund steht für viele Frauen, die zu uns kommen. Nicht, weil sie „schlechte“ Halterinnen sind – sondern weil sie alles versuchen, es richtig zu machen. Sie lesen, sie trainieren, sie fragen um Rat.

Und trotzdem sind sie erschöpft. Frustriert. Manchmal sogar verzweifelt.

Warum?

Weil sie nur im Außen ansetzen – aber das Innere unbeachtet lassen.

Der Hund zieht? Dann braucht er mehr Training. Der Hund bellt? Dann muss man das unterbrechen. Der Hund hat „Probleme“ mit anderen Hunden? Dann braucht er mehr „Sozialisierung“.

Aber selten fragen wir:

👉 Wie fühle ich mich eigentlich in solchen Momenten?

👉 Bin ich präsent? Bin ich klar?

👉 Bin ich innerlich stabil genug, um Führung zu übernehmen – nicht mit Druck, sondern mit Haltung?

Selbstführung statt Symptombehandlung

Genau hier setzt Mind & Lead an.

Unsere Philosophie ist klar: Nicht der Hund steht im Mittelpunkt – sondern die innere Welt der Halterin.

Denn nur, wenn du selbst in dir ruhst, kannst du einen sicheren Rahmen für deinen Hund bieten. Nur, wenn du dich führen kannst, wird dein Hund dir folgen. Und nur, wenn du bereit bist, ehrlich auf dich zu schauen – ohne Schuld, aber mit Klarheit – kann echte Veränderung entstehen. Es braucht keine neuen Erklärungen. Es braucht eine neue Haltung.

Warum das so schwer ist – und warum es sich lohnt

Vielleicht spürst du beim Lesen Widerstand. Vielleicht denkst du:

„Aber ich kann ja nichts dafür!“ „Es ist doch der Hund, der ausrastet – nicht ich!“ „Ich habe schon so viel versucht, warum soll jetzt mein Inneres schuld sein?“

Ich verstehe das. Und ich sage dir: Du bist nicht schuld. Aber du bist verantwortlich.

Verantwortung bedeutet nicht, alles im Griff zu haben. Es bedeutet, bereit zu sein, hinzuschauen. Die eigenen Muster zu erkennen. Die eigenen Emotionen zu halten. Und damit Raum zu schaffen – für echte Verbindung.

Das ist keine leichte Reise. Aber es ist die kraftvollste, die du machen kannst. Denn am Ende ist dein Hund nicht gegen dich. Er ist für dich.

Er zeigt dir, wo du wachsen darfst. Wo du dich stärken darfst. Wo du loslassen darfst. Er ist der ehrlichste Coach, den du dir vorstellen kannst.

Kennst du solche Momente?

Momente, in denen dir plötzlich klar wird: Das war nicht „sein“ Verhalten – das war meins? Das war nicht der Hund, der außer Kontrolle war – das war ich, die innerlich keinen Halt hatte? Das war kein Zufall – das war ein Spiegel?

Wenn ja – dann bist du nicht allein. Und du bist genau richtig hier.

Fazit: Dein Hund braucht keine neue Geschichte. Er braucht deine Wahrheit.

Was ich aus dieser Abendrunde mitgenommen habe, ist nicht Angst – sondern Dankbarkeit. Dankbarkeit für diese ehrliche Begegnung. Für die Erinnerung daran, dass wir aufhören dürfen, zu erklären. Und anfangen dürfen, zu fühlen. Denn unsere Hunde sehen uns längst. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns auch selbst sehen.

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Cheers,

Antje & Cristina

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