Grenzen setzen – häufig fällt es Hundehaltern schwer ihrem Hund Grenzen zu setzen oder sie zu definieren. Warum ist das so? Der Hund ist nicht nur ein treuer Begleiter, sondern auch Meister darin, die eignen Schwächen und Unzulänglichkeiten aufzuzeigen. Das wird besonders offensichtlich, wenn es darum geht, klare Grenzen zu setzen. Doch warum ist es für Menschen oft so schwer, diese Grenzen zu definieren und umzusetzen?
Warum vermeiden wir, Grenzen zu setzen?
- Die Angst vor Zurückweisung: Als soziale Wesen hegen wir eine tief verwurzelte Angst vor Zurückweisung. Wir sehnen uns nach Akzeptanz und Liebe und die Vorstellung, abgelehnt oder nicht geliebt zu werden, ist zutiefst beunruhigend. Diese Angst kann dazu führen, dass wir uns schwer damit tun, „Nein“ zu sagen oder unsere eigenen Bedürfnisse zu verteidigen. Wir möchten es vermeiden, andere zu enttäuschen oder uns in ihren Augen unbeliebt zu machen.
- Der Wunsch nach Harmonie: Ein weiterer Grund für unsere Schwierigkeiten beim Setzen von Grenzen liegt in unserem Streben nach Harmonie und Frieden in unseren Beziehungen. Ob es sich um Freundschaften, Familienbande oder berufliche Kontakte handelt, wir möchten oft Konflikte vermeiden und eine angenehme, harmonische Atmosphäre aufrechterhalten. Das Setzen von Grenzen kann jedoch dazu führen, dass Spannungen entstehen und Konflikte aufflammen, was wir gerne vermeiden würden.
- Schuldgefühle: Ein weiterer Hemmschuh beim Setzen von Grenzen sind Schuldgefühle. Wir möchten niemanden verletzen oder enttäuschen, und das Setzen von Grenzen kann mit Schuldgefühlen einhergehen. Wir fragen uns, ob es egoistisch ist, unsere eigenen Bedürfnisse über die anderer zu stellen und ob wir die Verantwortung für das Wohlbefinden anderer Menschen tragen.
Wie zeigen die Hunde das?
Unsere Hunde sind erstaunlich sensibel und einfühlsam, wenn es darum geht, unsere emotionalen Zustände und Verhaltensmuster zu erkennen. Hier sind einige Wege, wie unser Hund uns auf unsere Schwierigkeiten beim Setzen von Grenzen hinweisen kann:
- Beobachtungsgabe: Hunde sind wahre Experten in der Interpretation von Körpersprache. Sie können subtile Veränderungen in unserer Haltung, unserer Stimme und unserer allgemeinen Energie wahrnehmen. Wenn wir uns unsicher oder zögerlich fühlen, spiegelt unser Hund dies möglicherweise in seinem Verhalten wieder. Ein nervöser Besitzer kann einen nervösen Hund haben.
- Tests und Provokationen: Manchmal testen Hunde bewusst unsere Grenzen, um herauszufinden, wie weit sie gehen können. Hunde merken, wann wir es wirklich ernst meinen und fragen trotzdem gern mehrfach nach. Wenn wir nicht in der Lage sind, klare Grenzen zu setzen, kann unser Hund verwirrt oder sogar frustriert werden. Sie möchten wissen, was erlaubt ist und was nicht, um sich sicher und stabil zu fühlen. Und wir möchten doch, dass unser Hund uns ernst nimmt, oder?
- Anpassung an unser Verhalten: Hunde sind sehr anpassungsfähige Tiere. Sie passen sich oft unserem Verhalten an und können auch unsere Emotionen übernehmen. Die innere Zerrissenheit, die wir fühlen, wenn wir uns nicht abgrenzen können, überträgt sich auf die Hunde. Dies kann dazu führen, dass sie Verhaltensweisen entwickeln, die für uns vielleicht nicht wünschenswert sind.
- Spiegelung unserer Emotionen: Unsere Hunde sind nicht nur Meister der Körpersprache, sondern auch ausgezeichnete Emotionsdetektive. Wenn wir uns überfordert fühlen oder uns selbst über unsere Grenzen hinaus belasten, können sich unsere Hunde dieser emotionalen Belastung bewusst werden. Das kann sich negativ auf ihre Stimmung und ihr Verhalten auswirken, was wiederum eine Rückmeldung an uns ist, unsere eigenen Grenzen zu beachten und auf uns selbst zu achten.
Die Beziehung zu unserem Hund ist ein faszinierendes Spiegelbild unserer eigenen inneren Welt. Sie gibt uns die Möglichkeit, unsere Grenzen zu erkennen, zu reflektieren und zu stärken. Und letztendlich lehrt sie uns, wie wir nicht nur bessere Hundebesitzer, sondern auch bessere Menschen werden können, indem wir uns unserer eigenen Grenzen bewusst werden und lernen, sie zu setzen und zu respektieren.
Warum ist das Setzen von Grenzen wichtig?
Das Setzen von Grenzen ist ein wichtiger Aspekt der persönlichen Entwicklung, der weit über die Beziehung zu Deinem Hund hinausgeht. Vielleicht hast Du Dich in den Punkten Zurückweisung, Harmonie oder Schuldgefühle weiter oben schon wiedergefunden?
Wenn du „ja“ sagst, dann sei dir sicher, dass du nicht „nein“ zu dir selbst sagst.
– Paulo Coelho
Wir führen nachfolgend einige Gründe auf, wieso das Setzen von Grenzen unserer Meinung nach so wichtig ist:
- Selbstachtung und Selbstwertgefühl: Grenzen zu setzen ist ein Akt der Selbstachtung. Wenn Du eine klare Grenze setzt, zeigst Du nicht nur anderen, dass Deine Wünsche und Bedürfnisse von Bedeutung sind – zu zeigst es auch Dir selbst. Es ist Ausdruck dafür, dass Du Dich, Deine Kapazitäten und Deine Kraft respektierst und Dein eigenes Wohl im Auge behältst. Das stärkt Dein Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein, da Du erkennst, dass DU das Recht hast Deine Grenzen zu setzen und zu schützen.
- Klarheit und Verständnis: Grenzen schaffen Klarheit in Beziehungen, ob zu Mensch oder Hund. Du kannst Deinem Gegenüber deutlich machen, was für Dich ok ist und was nicht. Dadurch verhinderst Du Missverständnisse und Konflikte, weil jeder weiß, woran er ist. Das schafft eine stabile und vorhersehbare Umgebung.
- Gesunde zwischenmenschliche Beziehungen: Das Setzen von Grenzen ist in zwischenmenschlichen Beziehungen von entscheidender Bedeutung. Es ermöglicht Dir, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen aufrechtzuerhalten! Wenn Du Deine eigenen Grenzen erkennst und respektierst, kannst Du Deine Bedürfnisse erfüllen, ohne dabei die Bedürfnisse anderer zu übergehen. Dies fördert das Wohlwollen und die Harmonie in Deinen Beziehungen. Achte auf Dich, denn nur wenn Du selbst Kraft und Energie tankst, kannst Du auch für deine Lieben da sein.
- Stressreduktion und Effizienz: Grenzen zu setzen ermöglicht es Dir, Stress und Überlastung zu vermeiden. Indem Du Deine Energieressourcen bewusst auf die Dinge lenkst, die Dir wichtig sind und die Du auch wirklich tun möchtest, vermeidest Du Erschöpfung, die durch die Erfüllung von Anforderungen entsteht, die über Dein persönliches Limit hinausgehen. Das Setzen von Grenzen erhöht Deine Effizienz oder macht es möglich, Dich auf die Dinge zu konzentrieren, die für Dich in dem Moment wirklich zählen.
Insgesamt ist es ein Akt der Selbstfürsorge und ein Schlüssel zur Schaffung einer gesunden und ausgewogenen Lebensweise. Es stärkt Deine Selbstachtung, fördert das Verständnis in Deinen Beziehungen und trägt dazu bei Stress, Überlastung und Groll zu verhindern. Während Du lernst, Deine Limits zu setzen, zu kommunizieren und für deren Einhaltung zu sorgen, schaffst Du eine solide Grundlage für ein erfülltes Leben. Für Dich selbst, Deine Mitmenschen und vor allem auch Deinen Hund.
Wie Dein Hund Dich lehrt, Grenzen zu setzen
Dein Hund ist nicht nur ein treuer Gefährte, sondern auch ein guter Lehrer in vielerlei Hinsicht.
- Sein: Dein Hund ist von Natur aus achtsam und lebt im Hier und Jetzt. Er kostet jeden Moment voll aus, sei es beim Spielen, Rennen, Schnüffeln oder Kuscheln. Wenn Du es zulässt, kannst Du genau das von Deinem Hund lernen. Da sein, im hier und jetzt sein und nicht den Gedanken über Vergangenes nachhängen. Vor drei Wochen, als Dein Kollege Dir einen blöden Spruch gesagt hat. Oder als Du Dich über das taktlose Verhalten von Deiner Freundin geärgert hast. Genieße das, was jetzt gerade passiert! Richte Dein Augenmerk auf das, was Du jetzt beeinflussen kannst.
- Klarheit und Konsequenz: Hunde reagieren am besten auf klare Anweisungen und konsistentes Verhalten. Wenn Du unsicher oder inkonsequent bist, verwirrst Du Deinen Hund und er weiß am Ende nicht, was Du von ihm erwartest. Dein vierbeiniger Begleiter lehrt Dich die Bedeutung von Klarheit und Konsequenz im Umgang und der Kommunikation mit anderen. Indem Du klare Grenzen setzt und diese stets durchsetzt, schaffst Du für Dich und Deinen Hund ein stabiles und verlässliches Umfeld.
- Selbstfürsorge: Hunde sind Meister der Selbstfürsorge, da kannst Du Dir einiges von abschauen… Sie hören auf sich, ihre Bedürfnisse und haben ein unerschütterliches Interesse daran, diese befriedigt zu bekommen. Da gibt es kein Vertun, kein „was könnte der andere von mir denken“, kein „ich möchte den anderen nicht verletzen“. Ich brauche jetzt und das nehme ich mir – vollkommen neutral und nicht mit der Absicht, jemandem anderes etwas Schlechtes zu tun.
Das darf Dich daran erinnern, dass Selbstfürsorge keine Selbstsucht ist, sondern ein grundlegender Aspekt von Wohlbefinden und Selbstliebe. - Kommunikation: Dein Hund kommuniziert auf eine bemerkenswert und beneidenswert klare und nonverbale Art und Weise. Er ist sensibel für Körpersprache, Energie und Emotionen. Es braucht für ihn keine Worte, um zu erkennen, ob Du traurig, glücklich, gestresst oder entspannt bist. Wenn Du es zulassen kannst, lass Dich von Deinem Hund inspirieren sensibel auf die Signale anderer zu reagieren, nicht unbedingt auf das, was sie sagen.
Wenn Du bereit bist von Deinem Hund zu lernen und seine Botschaft zu hören, kannst Du Dich selbst besser verstehen und wachsen. Dein Hund ist ein geduldiger und liebevoller Lehrer, der Dich immer wieder daran erinnert, dass es in Ordnung ist, Grenzen zu setzen, für Dich selbst zu sorgen und Deine eigene Entwicklung zu fördern.
Nur wenn Du Dich um Dich kümmerst, kannst Du auch anderen etwas geben.
Wenn Du einen intensiveren Einblick in das Thema bekommen möchtest, buche Dir gern ein Kennenlerngespräch bei uns. Es gibt noch viele weitere Aspekte, die wichtig sind, um ein harmonisches Miteinander mit seinem Hund zu erreichen. Schaue auch hier vorbei: “ Selbstvertrauen stärken„, „Warum ist Selbstvertrauen wichtig?“, „Die Bindung zum Hund stärken„, „Die Liebe zum Hund„.
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Cheers,
Antje & Cristina